Samstag, 17. September 2011

Julie & Max [part I]


Es war ein kühler und trüber Herbstmorgen. Julie fror in ihrem dicken Pullover, als sie neben ihrer Mutter und ihrer Tante in der großen Halle stand. Allen drei Frauen stand die Müdigkeit noch ins Gesicht geschrieben, der heiße Kaffee in ihren Händen hatte seine Wirkung noch nicht entfaltet. Julie setzte sich auf den Gartenstuhl hinter ihrem Tisch und beobachtete die vorbeigehenden Leute, die Stände, die anderen Händler. Es war noch nicht wirklich viel los auf diesem Flohmarkt, aber alle hatten die Hoffnung, heute endlich einmal das große Geschäft zu machen – oder wenigstens einen Teil ihrer Sachen loszuwerden – von Teddybären und Kinderbüchern, über Kameras, Wandteller und Kerzenhalter, bis hin zu Abschlussballkleidern und Stereoanlagen war so gut wie alles dabei. Die Halle war an diesem Morgen ein Paradies für Jäger und Sammler lang vergessener Schätze.
Schon seit über einer Stunde warteten die drei Frauen auf Kundschaft, einige CDs waren allerdings schon verkauft. Julie war enttäuscht noch niemanden gesehen zu haben, den sie kannte. Schließlich befand sie sich im Herzen der Stadt, in der sie seit 8 Jahren zu Schule ging. Andererseits erschien es ihr ziemlich logisch. Es war gerade einmal kurz nach halb neun an einem Samstagmorgen. Und sie bezweifelte, dass irgendjemand freiwillig über diesen Flohmarkt schlendern würde. Charlotte vielleicht. Aber sonst?
Also träumte sie weiter vor sich hin, malte sich aus, was sie später am Tag noch unternehmen könnte, wer vielleicht doch seinen Weg in die große, staubige Halle finden könnte, was sie sagen würde, wenn ihre Mutter neben ihr stand, wie sie von diesem mysteriösen Ort fortkommen könnte.
Die Zeit verging und Julie erklärte sich bereit an der nächsten Ecke frische Brötchen zu holen.
Sobald sie die schwere Glastür aufgestoßen hatte, spürte sie die kalte Morgenluft in ihrem Gesicht. Sie brannte in ihren Lungen, aber Julie war für die Ablenkung dankbar. Die Sonne kämpfte sich langsam ihren Weg durch den Nebel und Julie hoffte, dass dieser Tag vielleicht doch noch besser werden würde, als er momentan war.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen