Montag, 13. Juni 2011

Kriminalität, Hunger und kein Pfennig für ein Bad

Hamburger Arbeiterfamilie, 1902
Für uns Menschen im Jahre 2011 ist es selbstverständlich eine Wohnung mit vollem Kühlschrank zu haben und tagtäglich duschen zu können. Unsere Vorfahren konnten vor über 100 Jahren von solchen Zuständen nur träumen.
Die Wohnungen waren knapp, die Mieten hoch, das Geld schlichtweg nicht vorhanden. viele Arbeiter lebten vor allem in den großen Städten auf engstem Raum, teilweise mit mehr als fünf Menschen in einem Zimmer. Toilette und Waschbecken befanden sich auf dem Flur und wurden mit den Nachbarn geteilt.
Was für uns unvorstellbar klingt, war damals harte Realität. So schilderte der soziale Politiker Julius Vahlteich (1839-1915) in seinen Lebenerinnerungen, dass viele Menschen den ganzen Tag durcharbeiten mussten und ihre Ein-Zimmer-Wohnung trotzdem kaum finanzieren konnten.
Viele Männer suchten einen Ausweg durch den Alkohol, doch dies führte nur zu weiteren familiären Konflikten. Kinder flüchteten sich vor allem in die Kriminalität und die Prostitution, um ihrem hoffnungslosen Leben zu entkommen.
Während pro Woche nicht einmal 25 Pfennig für ein Bad zur Verfügung standen, wie Vahlteich schildert, wurde der Großteill der Einnahmen für Nahrungsmittel ausgegeben (1889: 54,3% in einer 4-Personen-Familie). Allerdings reichte es auch trotz dem hohen Anteil meist nicht für mehr als ein Stück trockenes Brot.
Wenn wir heute also darüber klagen, wie schlecht es uns doch geht, dann sollten wir uns einfach an unsere Ahnen erinnern, die wesentlich schlimmere Dinge ertragen mussten als wir in unserer gegenwärtigen Luxusgesellschaft, in der 2005 allein 12% der privaten Ausgaben in Freizeit und Unterhaltung investiert wurden.

Geschichte
26.Mai 2011

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